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Anesa Omerovic – Ein langer Weg nach Hause!

Christoph Fritsche, Ehepaar Brummermann und Anesa Omerovic
Christoph Fritsche (l.) und das Ehepaar Brummermann (r.) haben Anesa Omerovic (2.v.l.) erfolgreich eine berufliche Perspektive im Stift zu Wüsten ermöglicht

Seit wenigen Wochen sieht man immer wieder Mal die junge Frau mit den rehbraunen Augen und dem freundlichen Lächeln durch die Flure des Evangelischen Stiftes zu Wüsten gehen. Anesa Omerovic grüßt freundlich und mit keiner Silbe ihrer akzentfreien Sprache lässt sich erahnen welche Geschichte die junge Frau zu erzählen hat.

Anesas Eltern kamen als serbische Flüchtlinge nach Deutschland. Sie suchten Schutz vor dem Krieg im Kosovo. Im Jahr 2000 wurde Anesa in Herford geboren – sie ist die jüngste von 5 Töchtern. „Ich war viel lieber mit meinen Cousins unterwegs anstatt mit Mädchen zu spielen, ich war ein bisschen wie ein Junge“ berichtet Anesa schmunzelnd. Das Erlernen der neuen Sprache und der deutschen Gepflogenheiten fiel der muslimisch-gläubigen Familie nicht leicht. „Meine Eltern hatten großes Glück! Sie bekamen durch ehrenamtliche Integrationshelfer viel Unterstützung. So kam der Kontakt zu Familie Brummermann zustande“, erzählt Anesa. Die Brummermanns unterstützten Familie Omerovic im Alltag, schnell schlossen sie die Familie ins Herz und waren fortan für sie wichtige Wegbegleiter. Anesa war gerade zwei Jahre alt, da musste die Familie die lieb gewonnene, sichere Heimat verlassen. Familie Omerovic wurde abgeschoben. Die Kinder mussten in ein Land, dass sie bis dahin nicht kannten.

Zurück im Heimatland der Eltern besuchte Anesa gern die Schule und begleitete ihren Vater, wenn es die Zeit hergab, zur Arbeit. Sie erzählt gern von den Abenteuern, die sie mit ihrem Vater auf seiner Arbeitsstelle als handwerklich geschickter Allrounder erlebte. In der Familie Omerovic wird auch nach dem Weggang aus Deutschland weiter Deutsch gesprochen. So kam es, dass Anesa heute akzentfrei deutsch spricht. Niemand würde vermuten, dass sie den Großteil ihrer Kindheit nicht in Deutschland lebte.

Der Kontakt zu Ursula und Friedrich Brummermann verlor sich nie. „Jedes Weihnachtsfest und an jedem Geburtstag bekam ich ein Paket aus Deutschland. Immer haben die Beiden an mich gedacht. In den Jahren 2004 und 2006 besuchte Ursula Brummermann die Familie Omerovic in Novi Pazar, einer knapp 70.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt. Ursula und Anesa verstanden sich blendend. „Immer mehr wünschte ich mir Uschi in Bad Salzuflen besuchen zu dürfen, meine Geburtsstadt und die Orte, an denen ich die ersten 2 Lebensjahre verbringen durfte, kennenzulernen“, erinnert sich Anesa. 2017 war es dann soweit: Anesa besuchte die Brummermanns in ihrem Zuhause in Bad Salzuflen Knetterheide. Ursula Brummermann erinnert sich: „Es war so aufregend, so viele Eindrücke für Anesa. Es war sehr schön, dass sie uns besuchte.“  So kam es schon im Folgejahr zu einer Wiederholung. „Bei dem Besuch“, so Uschi Brummermann, „reifte die Überlegung heran, ob Anesa nicht ein Freiwilliges Soziales Jahr machen könne. Hier bei uns in Deutschland. Anesa ist ein ganz hilfsbereiter und sozialer Mensch, das konnte ich mir gut vorstellen.“ „Die soziale Ader habe ich von meinem Vater geerbt“, fügt Anesa schnell stolz hinzu.

Die Brummermanns begeisterten Anesa mit ihrer Idee, boten ihr das Gästezimmer an und schnell fand sich ein Partner, der die Idee unterstützte: Christoph Fritsche, sozialpflegerischer Vorstand des Evangelischen Stift zu Wüsten. „Im Stift zu Wüsten und Stift Schötmar arbeiten viele Menschen mit verschiedenen Herkünften. Schon lange ist die Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirche keine Einstellungsvoraussetzung mehr, auch wenn uns das evangelische Profil weiterhin wichtig ist und in unseren Häusern gelebt wird“, so Christoph Fritsche. Er lernt Anesa und die Brummermanns kennen, alle verstehen sich auf Anhieb gut. Nach einem erfolgreichen Praktikum bekommt Anesa die Zusage für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Stift zu Wüsten. „Und nun begann die Arbeit erst richtig“ lässt Ursula Brummermann einen nicht ganz einfachen weiteren Weg erahnen.

Das Visum wurde beantragt. Dafür mussten Zeugnisse beglaubigt und übersetzt werden. „Alles dauerte sehr lange und kostete viel Kraft. Ob es zu einem positiven Bescheid käme, da waren wir uns damals nicht sicher“, so Anesa. Sie erinnert sich an einen Besuch in der Botschaft, sechs Stunden von der Heimatstadt entfernt: „Ich wollte mein Visum abholen. Aber auf einem Blatt Papier war Etwas falsch eingetragen. Ich war hilflos, traurig und brauchte schnelle Hilfe. Herr Fritsche war telefonisch sofort erreichbar und innerhalb einer Viertelstunde sendete er mir die berichtigten Angaben per Mail zu. Mein Weg von sechs Stunden war zum Glück nicht vergebens.“

Nach einem knappen Jahr voller Vorbereitungen, Hoffen und Bangen war es dann endlich soweit – das Visum war erteilt. Christoph Fritsche ist es wichtig auch die Unterstützung der Diakonie Deutschland nicht außer Acht zu lassen: „Es gibt eine spezielle Fachabteilung für ausländische Pflegekräfte, die bei Visaanträgen und anderen Fragen beratend zur Seite steht. Ihr Wissen haben wir genutzt um zum gemeinsamen Ziel zu kommen.“

Fragt man Anesa nach ihren Zukunftsplänen, so antwortet sie zielstrebig: „Meine Zukunft ist in Deutschland. Ich würde gerne die neue generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau absolvieren und meinen Papa damit stolz machen.“ Anesa hat sich mittlerweile an die Dienstzeiten einer Pflegeeinrichtung gewöhnen können und fährt morgens pünktlich mit dem Bus in den größten Bad Salzufler Stadtteil Wüsten. Selbstverständlich ist das nicht, denn es gibt immer wieder neue Herausforderungen, die die junge zielstrebige Anesa in der neuen alten Heimat überraschen.


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